Von Anstand und Selbstkritik

Von Anstand und Selbstkritik
Oder: Wo sind nur die Manieren geblieben

Es ist an der Zeit politisch zu werden, liebe Leserinnen und Leser! Nicht nur wegen der steigenden Zahl jener Menschen, die der Meinung sind, dass Grundrechte nur einer bestimmten Personengruppe vorbehalten sind. Auch, aber nicht ausschließlich!

Es ist ein sehr österreichisches Phänomen, das wir immer wieder beobachten dürfen. Spielt die Nationalelf haben wir plötzlich annähernd 7 Millionen Trainer – und wenn schon nicht Trainer, Kommentator des Spieles allemal! Jeder einzelne weiß genau, wie genau der ausgebliebene Erfolg zu begründen ist und poltert laut, dass das Spiel mit dieser Aufstellung ohnehin kaum zu gewinnen gewesen wäre.

Hätte die Skilegende doch den Schwung um eine Nuance früher angesetzt, so hätte man die kritische Stelle locker umfahren können und außerdem hat der Servicemann ohnehin das falsche Wachs aufgetragen.

Jeder kann alles besser und weiß alles besser und selber würde man solche Fehler nie machen! Eine Einstellung, die uns aus unserer Bundespolitik nicht völlig unbekannt ist. Im letzten Jahr durften wir diese Spielchen ja oft genug miterleben. Dort ein neues unpopuläres Gesetz, am nächsten Tag eine Enthüllung, was die Opposition wieder verbockt hat. Hier eine Änderung, die nicht zu Ende gedacht wurde aber umgesetzt werden muss, keine 24 Stunden später ein geschickt platzierter Bericht über eine Verfehlung eines unliebsamen Gegners. Ablenken vom eigenen Unvermögen und hoffen, dass die Taktik keinem auffällt.

Nun ja, nachdem unsere Bevölkerung Gott lob nur teilweise alles glaubt, was im Fernsehen gesagt wird, gibt es durchaus Menschen in unserem Land, die dieses Spiel bereits durchschaut haben. Es stellt sich nun die Frage, was wir mit dieser Erkenntnis anstellen. Das Spiel mitspielen? Eine Möglichkeit, wenngleich man sich damit in die Höhle des Löwen begibt, da man immer auf der Hut sein sollte, nicht selbst Teil des Spielbrettes zu werden.

So lasst uns doch zusammen die Spielregeln ändern. Ich würde damit gerne gleich anfangen, denn auch das gehört dazu und unterscheidet sich maßgeblich von unseren Regierungsparteien: Fehler zugeben!

Wie heute in allen Medien zu lesen ist, hat sich ein Mitglied aus unseren Reihen inadäquat, unangemessen und unüberlegt gegenüber einer Kollegin aus dem Landtag geäußert. Wir bedauern diesen Umstand sehr, zumal solche Aussagen nicht die Werte unserer Partei widerspiegeln. Die Österreichische Lösung: entschuldigen, alle schimpfen drüber, nochmals entschuldigen, alles vergessen und weiter zur Tagesordnung.

Leider ist Niveau keine Gesichtscreme… …und auch wir müssen feststellen, dass in unseren Reihen Aussagen getroffen worden sind, die man sich besser erspart hätte!

Das ist der wahre Grund, warum wir politisch werden müssen liebe Leserinnen und Leser! Dies ist ein Aufruf an die 7 Millionen Trainer, Kommentatoren, Nationalratsabgeordneten, Minister und Funktionäre! Steht auf und macht es mit uns besser! Gebt Eurer Meinung eine Stimme und helft mit, dass Politik wieder sachlich, lösungsorientiert und ehrlich werden kann. Eine Politik mit Manieren und Werten, die es WERT sind, dafür einzustehen. Ich glaube fest daran – wir müssen uns nur zusammentun!

Euer G. Wissen


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