Ein Dorf am Berg

Projekt Kitz Alpen Resort Berglehen

In der letzten Gemeinderatssitzung am Dienstag, den 2. Februar 2021 wurde das Projekt „Kitz Alpen Resort Berglehen“ vorgestellt und thematisiert.
Es handelt sich hier um ein Projekt, das polarisiert – aus diesem Grund möchten wir unsere Sichtweise hiermit den Bürgerinnen und Bürgern von St. Johann kommunizieren.
Beginnen wir mit den Fakten:
Bereits 2011 war dieses Projekt im Gemeinderat Thema. Damals, in einer Zeit, wo viele Beherbergungsbetriebe und Gastronomiebetriebe im Ort dauerhaft geschlossen hatten, viel der einstimmige Beschluss im Gemeinderat im Bereich Sommerer (Berglehen) ein Hotelprojekt zu etablieren. Damals ging es um 132 Betten. Diese sollten in 18 Gebäuden (Chalets) untergebracht werden.
2019 kam das Projekt erneut in den Gemeinderat. Hintergrund – es muss eine Erweiterung gemacht werden, denn mit 132 Betten kann ein Beherbergungsbetrieb nicht wirtschaftlich geführt werden und es fände sich daher auch kein Betreiber.
Nachdem in dieser Gemeinderatssitzung viele offene Fragen nicht geklärt werden konnten und auch nicht an Kritik gespart wurde (damals noch von Gemeinderäten aus allen vertretenen Parteien im Gemeinderat!), wurde der Punkt prompt von der Tagesordnung genommen und zurück an den Bauausschuss verwiesen.
Nun nach fast zwei Jahren fand sich das Projekt erneut auf der Tagesordnung. Und damit auch alles passt, wurden auch Vertreter der Eigentümer und der künftige Betreiber zur Präsentation eingeladen.
Ein ****s Großbeherbergungsbetrieb soll am schönen Fleck entstehen, der für so viele von uns geschätzt und geliebt wird. In 12 Baukörpern sollen rund 270 Betten untergebracht werden. Geplant sind ein Haupthaus mit öffentlichem Restaurant der gehobenen Kategorie, ein Appartementhaus, ein Bauernhaus, das Seminarräume anbieten soll, Chalets und ein Schwimmteich.
Damit das ganze Projekt auch finanzierbar ist, setzt man auf vier Freizeitwohnsitze. Zugegeben, in den ersten drei Betriebsjahren sollen diese vier Freizeitwohnsitze in den Hotelbetrieb integriert sein, danach stehen sie aber zum Verkauf.
Für die insgesamt 110 Zimmer sollen 126 Parkplätze zur Verfügung stehen.
Es wurde nicht an Lob und Betonung gespart, wie intensiv die Vorbereitungen gewesen sind, damit das Projekt nun schlussendlich so attraktiv präsentiert werden kann. Auch eine Betriebsverpflichtung wurde in den Vertrag mit eingebaut. Diese besagt, dass eine Strafzahlung innerhalb der ersten 10 Jahre an die Gemeinde von € 600.000.- fällig ist, wenn der Betrieb nicht aufgenommen wird. Ab dem elften Jahr beläuft sich die Strafe auf € 50.000,- und reduziert sich um jedes weitere Betriebsjahr.
Betreiben wird das Projekt Herr Gerhard Brix, ein namhafter Unternehmer aus der Region, der seit nunmehr 40 Jahren im Tourismus tätig ist. Erfolgreich betreibt Herr Brix mehrerer dieser Projekte und hebt hervor, dass dieses Konzept ein hohes Maß an Individualität bietet und sehr gefragt sei!
25 bis 30 Ganzjahresarbeitsplätze würde dieses Projekt versprechen und für den Restaurantbetrieb wird ein einheimischer Betreiber gesucht. Dies sei bei vergleichbaren Projekten von Herrn Brix offensichtlich immer gelungen. Zudem würde auf regionale Partner und Anbieter gesetzt werden.
Dass ein solches Projekt auch viel Diskussionspotential bildet, ist offensichtlich. Insbesondere die Opposition hat mit Argumenten und Kritik nicht gespart.
Chaletdörfer sind der Einstieg zum Ausverkauf der Heimat wurde als erster Punkt genannt. Andere befürchten wiederum ein „kleines Saini Hans am Berg“ und dass das geplante Projekt keinen nennenswerten Mehrwert für die Region habe.
In vielen tiroler Gemeinden, die bereits solche Projekte umgesetzt haben, habe ein Umdenken stattgefunden. Da es sich bei Projekten dieser Art um „abgeschlossene Systeme“ handelt, gibt es kaum Mehrwert für heimische Wirtschaft und die Gemeinde.
Viel Boden wird verbraucht, was zusätzlich zu weiteren Teuerungen der Grundstückspreise führen wird. Dieses Argument wurde umgehend mit der Aussage entkräftet, dass der Boden im Tal für die Landwirtschaft wichtiger sei, als der Boden „dort oben“.
Natürlich wurde auch die „Löwengrube“ angesprochen und dass das geplante Projekt Einbußen für die Hoteliers im Ort bedeuten wird.
Ein freier Mandatar, der für das Projekt ist, war sehr verwundert, da das geplante Projekt bereits seit 2011 im Gemeinderat bekannt wäre und es damals einen einstimmigen Beschluss gegeben habe. Seine Verwunderung ist groß, dass jetzt jeder so tut, als würde man davon nichts wissen.
Das vor zwei Monaten beschlossene Budget der Gemeinde sei sehr herausfordernd. Insbesondere die Einbußen bei Kanal- und Wassergebühren seien massiv. Ein solches Projekt würde Zuwächse in den Einnahmen in der Gemeindekasse versprechen. Außerdem wäre St. Johann angewiesen auf Tourismus und Gewerbe, um Arbeitsplätze in der Region sichern zu können.
St. Johann brauche einen Tourismus wie im Pitztal, so der freie Mandatar.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Eindruck entstand, dass alle GR der ÖVP gut eingespielt waren. Sämtliche Vorteile wurden erläutert.
Der Bauausschuss hat sich jahrelang nun mit dieser Thematik auseinandergesetzt und wirklich ein gutes Projekt daraus gemacht. Außerdem braucht die Bergbahn dringend mehr Betten, damit mehr Beförderungen lukriert werden können.
Das Argument der Opposition, dass erneut Freizeitwohnsitze zur Finanzierung genehmigt werden, wurde auch unmittelbar erwidert.
St. Johann hat nur eine 6% Quote, Kirchdorf habe 9% und Oberndorf 14%.
Die Visualisierung zeigt ein Projekt, das-zugegebener Maßen-nicht schlecht aussieht. Zumindest für jene, denen der „Lederhosenstil“ zusagt.
Die 600.000€ Strafzahlung bei Nichtbetrieb sind viel zu gering dimensioniert, angesichts der Tatsache, wie hoch dann der Wert der verkauften Chalets als Freizeitwohnsitz ist.
Abschließend fasste BM Almberger zusammen, dass die Betten wichtige Geldgeber für Panorama Badewelt und die Bergbahnen sind und dass seit den 1990er Jahren rund 2000 Betten in St. Johann weniger zur Verfügung stehen.
Zusätzlich wurden die Projekte Cubo und Kaiserfels als Paradebeispiele genannt für gelungene Projekte in Kombination mit Freizeitwohnsitzen.
Abschließend die Fakten zum Bauvorhaben:
– 8523m2 Grund
– 12 Gebäude
– Rund 270 Betten
– 4 Freizeitwohnsitze mit max. Größe von 900 m2
– Einstimmiger Beschluss im Bauausschuss am 17. Dezember 2020
Wir wissen, dass es innerhalb der Bevölkerung viele Gegner zu diesem Projekt gibt. Wir wussten leider aber auch, dass wir das Projekt nicht verhindern konnten.

Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht, ein Zeichen zu setzen und unsere Argumente anzubringen. Wir sehen es auch als unsere Pflicht unseren Bürgerinnen und Bürgern mitzuteilen, dass dieses Projekt nicht einstimmig beschlossen und bewilligt wurde.

Abstimmungsergebnis Raumordnungsvertrag 13:6
Abstimmungsergebnis Dienstbarkeitsvertrag 13:6
Abstimmungsergebnis Flächenwidmung 13:6
Abstimmungsergebnis Bebauungsplan 13:6

Wir vertrauen auf unsere Bürgerinnen und Bürger, dass wir in der nächsten Gemeinderatsperiode stärker vertreten sind, damit unsere Stimme in Zukunft mehr Gewicht hat!
Unser klares Ziel ist, so stark zu werden, dass auch wir einen Vertreter für den Bauausschuss stellen können, um die Einstimmigkeit für solche Vorhaben in Zukunft verhindern zu können.