Vom Wollen und der Machbarkeit

Oder – wie lange man auf einen Ortsbus warten muss

In der letzten Ausgabe des Kitzbüheler Anzeigers wurde ein Bericht abgedruckt mit dem Titel „Der Ortsbus lässt auf sich warten“. Eindrucksvoll wird in diesem Artikel beschrieben, mit welchen Hürden die heimische Lokalpolitik bei der Umsetzung eines so weitreichenden und sinnstiftenden Projektes zu kämpfen hat.

Es wäre schlicht und einfach nicht finanzierbar. Rund 1,5 Mio. Euro würden die Gemeinden an Kosten zu tragen haben, da der VVT zu wenig fördern wolle.

Interessant an dieser Tatsache ist, dass sich die jungen St. Johanner Sozialdemokraten auch für einen Nightliner einsetzen. Ein entsprechendes Konzept für die Bezirke Kitzbühel und Kufstein wurde ausgearbeitet, das es möglich macht, dass junge Menschen bis spät in die Nacht bzw. die frühen Morgenstunden sicher und bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können. Sofern es pandemiebedingt dann endlich wieder mal möglich wäre, das (in St. Johann nicht vorhandene) Nachtleben zu genießen, wären somit junge und junggebliebene Menschen nicht auf private PKWs angewiesen.

Besagtes Konzept wurde auch Verkehrssprecherin und LH-Stv.in Ingrid Felipe und VVT Mobilitätsplaner Florian Wurzacher vorgestellt. Beide waren von dem Konzept begeistert und sagten weitreichende Unterstützungen zu – 70% der Gesamtkosten würden übernommen werden, für die restlichen 30% müsste eine Einigung zwischen allen beteiligten Gemeinden erzielt werden. Da der Bezirk Kitzbühel alleine schon 20 Gemeinden zählt und der Bezirk Kufstein ja auch profitiert, sollte das eigentlich eine überwindbare Hürde sein – glaubt man!

Aber wir kennen das ja schon, es ist einfach leicht, den schwarzen Peter dem VVT unterzujubeln und zu sagen, das Projekt wäre nicht finanzierbar, als dass man sich hinsetzt und wirkliche Lösungen sucht, von denen alle profitieren würden.

Wenn es natürlich um die lieben Touristen geht, dann schaffen wir es ganz leicht eine Skibus zu finanzieren. Sobald man aber für Einheimische ein ganzjähriges, attraktives und günstiges öffentliches Verkehrsnetz schaffen möchte, ist die Meinung schnell gefasst. Nicht finanzierbar, weil da verdienen wir zu wenig damit!

Schade ist bloß, dass die ÖVP offensichtlich nicht den Mut hat, das offen auszusprechen. St. Johann ist die letzte Gemeinde dieser Größe in Tirol, der ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz in Form eines Orts-, Stadt- oder Regiobus fehlt.

Es wäre endlich mal an der Zeit, dass sich die Gemeindepolitik um die Anliegen und Bedürfnisse der breiten Bevölkerung bemüht und nicht bloß Politik für jene macht, die nach der größtmöglichen Gewinnmaximierung streben.

Euer G. Wissen